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Neues Bauen

Neue Architektur

"Brecht forderte die Architekten auf, sich trotz aller Vorbehalte ernsthaft und schnell umzustellen, denn das letzte Wort des Neuen Bauens sei der bürgerlichen Ideologie entsprungen und könne nicht das erste Wort des proletarischen sein. Die Arbeiterklasse habe nun einmal ein Anrecht auf Schönheit und halte den Satz »Zweckdienlich ist immer schön« nicht für zwingend, da der Zweck der bürgerlichen Bauten nur der Profit gewesen sei. Als neu führende Klasse wolle sie keine Einfamilienhauskisten und keine Mietskasernen mehr, sondern Wohnpaläste, keine sachliche und zweckmäßige Gestaltung mehr, sondern eine Gestaltung gemäß den fortschrittlichen Epochen der nationalen Tradition."

J. Posener, Vorlesungen zur Geschichte der neuen Architektur - Soziale u. bautechnische Entwicklungen im 19.Jhdt., arch+ Jul.1982

Geschichten vom Herrn Keuner:

In einer Zeit, wo eben kleinbürgerliche Kunstauffassungen in der Regierung herrschten, wurde G. Keuner von einem Architekten gefragt, ob er einen großen Bauauftrag übernehme solle oder nicht. »Hunderte von Jahren bleiben die Fehler und Kompromisse in unserer Kunst stehen«, rief der Verzweifelte aus. G. Keuner antwortete: »Nicht mehr. Seit der gewaltigen Entwicklung der Zerstörungsmittel sind eure Bauten nur Versuche, wenig verbindliche Vorschläge, Anschauungsmaterial für Diskussionen der Bevölkerung. Und was die kleinen, scheußlichen Verzierungen betrifft, die Säulchen usw., lege sie als überflüssig an, so daß eine Spitzhacke den großen reinen Linien schnell zu ihrem Recht verhelfen kann. Vertraue auf unsere Menschen, auf schnelle Entwicklung.«

B. Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner

Das Häuschen des Arbeiters

„...bemüht sich Engels nachzuweisen, dass die Kapitalisten doch nicht, wie Sax sagt, daran interessiert seien, noch daran interessiert sein können, Wesentliches zu einer Reform der Arbeiterwohnung beizutragen. ... Indem Sax den Arbeitern Sesshaftigkeit und Hausbesitz geben möchte, will er sie, wie er sagt, selbst zu Kapitalisten machen. Der Ausdruck ist selbstverständlich falsch, denn, wie Engels ausführt, »Kapital ist Kommando über die unbezahlte Arbeit anderer. Das Häuschen des Arbeiters würde also nur Kapital, wenn er es an einen Dritten vermietet und in der Gestalt der Miete sich einen Teil des Arbeitsproduktes dieses Dritten aneignet« Der hausbesitzende Arbeiter wird also nicht, wie Sax sagt, zum Kapitalisten, er wird zum Kleinbürger.“

F. Engels, Zur Wohnungsfrage, 1872

E. Sax, Die Wohnungszustände der arbeitenden Klasse und ihre Reform, 1869

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